Aktuelles

Weltkindertag 2021

20. September 2021

Das Motto des diesjährigen Weltkindertags am 20. September 2021 lautet „Kinderrechte jetzt!“ Es ist dringend an der Zeit, die Kinderrechte umzusetzen und eine gerechte und nachhaltige Welt zu schaffen. Denn eine Stadt, ein Land und eine Welt mit Zukunft braucht die Verwirklichung der Kinderrechte. Um Mädchen* und Jungen* gleichermaßen gerecht zu werden, müssen dabei jedoch auch die geschlechtsspezifischen Problemlagen berücksichtigt und behandelt werden.

In der Kinderrechte-Konvention der Vereinten Nationen gibt es keinen Artikel, der sich ausschließlich nur an Mädchen* richtet – sie hat einen universellen Anspruch. Alle Kinder haben die gleichen Rechte. Art. 2 der UN-KRK verpflichtet die Vertragsstaaten, die Kinderrechte zu achten. Kein Kind darf diskriminiert werden, »unabhängig von der Rasse, der Hautfarbe, dem Geschlecht, der Sprache, der Religion, der politischen oder sonstigen Anschauung, der nationalen, ethischen oder sozialen Herkunft, des Vermögens, einer Behinderung, der Geburt oder des sonstigen Status des Kindes oder seines Vormunds. Mädchen* und Jungen* aus benachteiligten sozialen Gruppen bzw. in Problemsituationen, Krisen, etc. haben das Recht auf besondere Unterstützungsleistungen von Staat und Gesellschaft – zur Gewährleistung von Chancengleichheit und der Ermöglichung ihrer aktiven Teilnahme am Leben der Gemeinschaft.

Im Alltag werden jedoch an vielen Stellen Problemlagen deutlich, die eine intensivere geschlechterreflektierte Betrachtung erfordern, um sowohl den Mädchen* als auch den Jungen* gerecht werden zu können. Es gibt noch viele Defizite in den Strukturen, die geschlechtsspezifische Benachteiligungen nach sich ziehen. Die Lebenssituation von Mädchen* und jungen Frauen* ist in vielen gesellschaftlichen Bereichen immer noch gekennzeichnet von einer Diskriminierung aufgrund ihres Geschlechts. Auch Gewalterfahrungen gehören leider für viele Mädchen* zu ihrem Aufwachsen. Traditionelle Rollenbilder werden nicht nur im familiären Umkreis, sondern auch durch die Medien transportiert. Benachteiligungen müssen abgebaut und Mädchen* in der Entwicklung selbstbestimmter Lebensentwürfe unterstützt werden. Alle gesellschaftlichen Rollen sollten heute beiden Geschlechtern im Sinne einer Wahlfreiheit offen stehen, dafür müssen auch die Strukturen Sorge tragen. Die aktuelle Diskussion um das »Für und Wider« der Einführung einer »Frauen*- oder Flexiquote« belegt auch, wie groß die Widerstände sind, Gleichberechtigung strukturell zu verankern. Auch die UN-KRK gibt in diesem Zusammenhang wichtige Impulse, indem sie zum Beispiel spezifische Hilfen und Unterstützung für gesellschaftliche Gruppen und Individuen einfordert – und zwar immer dann, wenn Rechte verletzt werden, Ungleichbehandlung stattfindet, fehlende Chancengleichheit vorherrscht oder gesellschaftliche Bedingungen besonderen Förderbedarf erforderlich machen. In einer demokratischen Gesellschaft sollte es selbstverständlich sein, dass Mädchen* die gleichen Mitwirkungsrechte wie ihre männlichen Mitschüler und Geschwister haben, sei es in der Familie, Schule, im Wohnungsbau, in der Stadt- und Verkehrsplanung, vor Gerichten und Behörden, in Gesundheits- und Umweltschutzfragen sowie in Fragen der Freizeitgestaltung. Auch auf politischer Ebene sollte eine Mitwirkung, dem jeweiligen Alter entsprechend, bei Entscheidungsprozessen ermöglicht werden. Für die Gleichberechtigung zwischen Mädchen* und Jungen* ist noch viel zu tun. Der internationale Mädchen*tag sowie ein jährlich stattfindender Girls’Day stellen hier sicherlich eine deutliche Willensbekundung mit vielen engagierten und symbolträchtigen Initiativen. Bei der Berufswahl zeigt sich immer noch deutlich, wie weit wir von der Gleichberechtigung entfernt sind. Zwar hat es in den letzten Jahren leichte Veränderungen bei der Ausbildungsplatzwahl gegeben. Dennoch entscheiden sich Mädchen* beispielsweise weiterhin besonders häufig zwischen nur zehn verschiedenen Ausbildungsberufen im dualen System. Darunter ist kein einziger naturwissenschaftlich-technischer Beruf. Nach wie vor sehr beliebt sind Verkäuferinnen/Kauffrau* im Einzelhandel, Bürokauffrau* und medizinische Fachangestellte. Damit schöpfen Mädchen* ihre Potenziale bei weitem nicht aus.

Wir bei IMMA stehen hinter einer schnellen und auf Chancengleichheit basierenden Umsetzung der Kinderrechte und sind enttäuscht, dass es bei der Verankerung der Kinderrechte im Grundgesetz im Juni dieses Jahres zu keiner Einigung kam. Hier wurde eine wichtige und wahrscheinlich für längere Zeit einmalige Gelegenheit verpasst. Wir sind der Meinung, dass die Rechte der Mädchen* und Jungen* dringend gestärkt werden müssen, damit ihr Wohl endlich maßgeblich berücksichtigt wird und vor allem, dass sie mehr beteiligt werden. Dies ist eines der Gründe, warum die IMMA Jahreskampagne 2021, die im Oktober startet, das Thema Kinderrechte = Mädchenrechte behandelt.