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Fachtag 30 Jahre IMMA

17. November 2015

Letzten Freitag fand unser Fachtag "30 Jahre IMMA. Mädchen gehen ihren Weg - IMMA geht mit" statt. Nach den Begrüßungsworten des Jugendamtsleiters Herrn Markus Schön gab es zwei interessante Vorträge von Frau Prof. Dr. Nicole von Langsdorff ("Mädchen auf ihrem Weg in die Jugendhilfe") und von Frau Prof. Dr. Barbara Kavemann ("Mädchen in Gewaltverhältnissen - ein komplexes Problem familiärer und institutioneller Lebenssituationen"). Danach diskutieren im Podiumsgespräch zum Thema "Mädchenarbeit - Luxusgut oder Selbstverständlichkeit?" neben der Moderatorin Susanna Koussouris folgende Teilnehmerinnen: Prof. Dr. Barbara Kavemann (SoFFI), Prof. Dr. Nicole von Langsdorff (Evang. Hochschule Darmstadt), Teresa Lugstein (make it - Büro für Mädchenförderung des Landes Salzburg), Halide Özdemir (eva Evangelische Gesellschaft Stuttgart e.V.) und Sabine Wieninger (IMMA e.V.). Zur musikalischen Umrahmung sangen die vier Mädchen von "twisted voices" und begeisterten mit ihren A capella-Songs das Publikum. 

Aus ihren unterschiedlichen Perspektiven sprachen sich die Fachfrauen aus Praxis und Wissenschaft dafür aus, dass es noch immer viel zu tun gibt zur Herstellung von Geschlechtergerechtigkeit und sowohl mit Fachkräften als auch den Mädchen an verinnerlichten Bildern und Stereotypen zu Geschlechterrollen gearbeitet werden muss. Die spezifischen Hemmnisse für Mädchen und jungen Frauen sind subtiler und verdeckter geworden. Die Verschränkung mit anderen Dimensionen wie Herkunft, sexuelle Orientierung, Behinderung etc. muss in der Arbeit mit Mädchen und jungen Frauen differenziert angeschaut werden, da diese ebenso prägenden Einfluss haben. Der intersektionale Ansatz stellt hier eine wichtige Analysemethode dar, das Zusammenwirken von unterschiedlichen Zugehörigkeiten besser zu verstehen. Das individuelle Fallverstehen erhält durch das Einbeziehen von Strukturen und Repräsentanzen sozialer Praxen eine größere Qualität und Tiefe. Problematisiert wurde die Deckelung der Hilfen für über 17-Jährige, die sich besonders auf die jungen Frauen auswirkt, die später in die erzieherischen Hilfen kommen und deshalb auch kürzer dort verweilen. Es braucht ein Mitgehen mit den Pendelbewegungen, die Bestandteil der Adoleszenz sind. Kritisch gesehen wurde auch die zu wenig vorhandene Vernetzung zwischen Jugendhilfe und Psychiatrie oder auch mit dem Behindertenbereich. Die extreme Versäulung der Rechtskreise und Hilfesysteme wird immer wieder auf dem Rücken der Kinder und Jugendlichen ausgetragen. Hier bleibt zu hoffen, dass das angedachte "Inklusionsgesetz" die Bereiche besser verzahnt. Zentral war die Forderung, dass die Fachfrauen immer wieder Mädchen beteiligen, sie fragen, was sie brauchen und wollen. Nur mit gelebter Partizipation in allen Angebotsbereichen, können wir die Mädchen und jungen Frauen gut erreichen und wirksam für sie sein. Sehr anschaulich waren die zusammengestellten Daten und Fakten zum Thema Mädchen und Gewalt, die zeigen, wie vielfältig die Gewaltbetroffenheit und wie verwoben sie mit Geschlechterkonstruktion ist. Institutioneller Missbrauch sei es durch Übergriffe zwischen Jugendlichen oder von MitarbeiterInnen gegenüber Schutzbefohlenen ist eine große Herausforderung, der sich die Jugendhilfe stellen muss. Hier gibt es einen großen Bedarf. Nicht zuletzt muss Gender Budgeting umgesetzt werden, um eine gerechte Verteilung von Finanzmitteln für Mädchen und Jungen und deren spezifischen Bedarfe zu erwirken. 

Wir möchten uns nochmal bei allen Teilnehmerinnen für den gelungenen Fachtag bedanken. 

Hier finden Sie die Präsentation der Vorträge: 

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Begrüßung durch Gundula Brunner, IMMA e.V.

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Begrüßung durch Jugendamtsleitung Markus Schön

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Musikalische Umrahmung: twisted voices  

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Prof. Dr. von Langsdorff

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Prof. Dr. Kavemann    

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Podiumsdiskussion