Pressemitteilungen
Vorläufige Bilanz der Aktion "Sichere Wiesn für Mädchen* und Frauen*"
30. Oktober 2024
345 Mädchen und Frauen suchten in diesem Jahr den Safe Space der Aktion auf dem Oktoberfestgelände auf. Somit ist die Nachfrage nach Hilfsangeboten im Vergleich zum
letzten Jahr deutlich gestiegen: 2023 waren es 320 Fälle, wobei die Wiesn vergangenes Jahr zwei Tage länger dauerte. Im Durchschnitt stiegt die Anzahl der Hilfesuchenden also
pro Tag von 18 auf 21 Personen an.
Beratungsanlass (sexualisierte) Gewalt
In 27 Fällen wurden heuer Mädchen und Frauen in der Anlaufstelle aufgrund akut erlebter Gewalt beraten. In 19 Fällen handelte es sich dabei um sexualisierte Gewalt. Die Übergriffe
reichten von unerwünschten Berührungen über ungewollte Küsse bis hin zu schweren sexualisierten Übergriffen. 8 Wiesnbesucherinnen waren von körperlicher Gewalt durch
Fremde oder Partner betroffen. Die Zahl der Gewaltvorfälle liegt mit 8% damit etwa im gleichen Bereich wie in den Vorjahren.
Gerade in diesen Fällen waren die Mitarbeiterinnen besonders gefordert. Nach einer ersten Klärung der Situation, ging es vor allem um eine individuelle Versorgung, Stabilisierung und
Beratung. Auf Wunsch wurden die betroffenen Personen zur Anzeigeerstattung bei der Wiesnwache begleitet. Oftmals schloss sich die Organisation eines sicheren Schlafplatzes
und Heimwegs sowie die Vermittlung professioneller Nachsorgemöglichkeiten an. Zeitintensiv waren außerdem insg. 40 Fälle, in denen andere psychische Krisen Auslöser für
den Beratungskontakt waren. Hierbei handelte es sich zum Beispiel um erlebte sexuelle Gewalt in der Vergangenheit, familiäre Problemlagen oder psychiatrische Vorerkrankungen.
Weitere 12 Mal bestand ein ernstzunehmender Verdacht auf die Verabreichung von K.O.- Tropfen. Die Zahl liegt etwas höher als im Vorjahr, 2023 wurden 11 Verdachtsfälle an 18
Wiesntagen registriert.
Sicher nach Hause
Neben den bereits genannten Gründen gab es zahlreiche weitere Anlässe, Hilfe am Safe Space zu suchen. Oftmals stand erneut die Sicherung des Heimwegs im Vordergrund. 99
Besucherinnen suchten die Anlaufstelle auf, da sie ihre Freund*innen, Partner*innen oder die Reisegruppe verloren hatten. Weitere 19 vermissten wichtige Wertgegenstände (wie
Mobiltelefon, Portemonnaie, Schlüssel/Zimmerkarte etc.), die nötig waren, um sicher nach Hause oder ins Hotel zu kommen. Das Team vor Ort unterstützte die Besucherinnen mit
verschiedenen Maßnahmen dabei, die verlorenen Personen, Wertgegenstände oder die Adresse des Hotels etc. wieder zu finden. Außerdem organisierten die Mitarbeiterinnen
einen sicheren Nachhauseweg z.B. durch Begleitungen, Ausleihe von Geld und Kleidung oder Fahrdienste. Dank des Münchner Taxiunternehmens IsarFunk konnten zahlreiche Mädchen und Frauen
sicher und kostenfrei nach Hause gelangen. Ein herzliches Dankeschön dafür! 30 Mädchen und Frauen benötigten Hilfe aufgrund von Alkoholmissbrauch. 117 Mal kamen Klientinnen
aufgrund sonstiger Anlässe in die Anlaufstelle. Manche fühlten sich überfordert von der Größe der Veranstaltung, dem Lärm und den Menschenmengen. Andere hatten beispielsweise Gewalt als
Außenstehende miterlebt und benötigten Unterstützung. Das Team am Safe Space half Wiesnbesucherinnen in Not heuer mit insg. 888 Hilfeleistungen weiter.
Darunter 345 Beratungen, 124 Begleitungen, 82 Recherchen, 55 Ausleihen von Geld oder Kleidung, 37 Weitervermittlungen, 43 Nachsorgegespräche, 17 Fahrdienste u.v.m.
Besonders jüngere Frauen benötigten Hilfe
229 Hilfesuchende waren jünger als 30 Jahre, 59 von ihnen waren minderjährig. Die Unter-30-Jährigen machten somit 66% aller Klientinnen aus. Die jüngste Besucherin war 12 Jahre alt, die älteste stolze 90 Jahre.
Der bei weitem größte Teil (43%) aller Mädchen und Frauen stammte aus der Landeshauptstadt oder dem Landkreis München. Weitere 26% kamen aus dem Rest von Deutschland. Der Anteil der Touristinnen sank in den letzten Jahren immer weiter und liegt aktuell bei 29%. Der größte Teil der Touristinnen stammte aus den USA (21 Frauen), gefolgt von Mexiko (9 Frauen), Australien und England (jeweils 5 Frauen). Der positive Trend der Halbzeit setzt sich bis Wiesnende fort, und immer mehr Mädchen und Frauen
(gegenüber den Vorjahren) finden selbstständig den Weg zum Safe Space. Insg. 122 Hilfesuchende kamen ohne Vermittlung in die Anlaufstelle, um sich aktiv Hilfe zu holen (2024: 35% / 2023: 20%). Die
Organisatorinnen führen diesen Trend auf die breite Öffentlichkeitsarbeit und die Präventionsangebote rund um das Oktoberfest zurück. Die übrigen Personen wurden über andere Dienste wie die Polizei (60x), die
Aicher Ambulanz (69x), die Security-Dienste (22x) und anderes Wiesn-Personal (10x) an das Team vor Ort
vermittelt (insg. 47%). In 30 Fällen wurden Mädchen und Frauen von aufmerksamen Besucher*innen zum
Safe Space begleitet.
Die übrigen Klientinnen wurden z.T. aktiv durch Mitarbeiterinnen des Safe Spaces angesprochen, da sie sich offenkundig in einer Notlage befanden, oder kamen über andere Vermittlungen zum Safe Space.
An dieser Stelle möchte sich das Team ganz herzlich für die erneut großartige Zusammenarbeit mit den verschiedenen Behörden, Organisationen und Diensten auf und rund um das Oktoberfest sowie bei den
zahlreichen engagierten Einzelpersonen bedanken, die die Arbeit der Aktion und die Hilfe für Mädchen und Frauen unterstützen und fördern.
Eine gemeinsame Aktion von AMYNA e.V., IMMA e.V. und der Beratungsstelle Frauen*notruf München.
Unterstützt wird die Aktion von der Landeshauptstadt München, dem Landratsamt München, der Münchner Wiesn-Stiftung und zahlreichen weiteren Spender*innen. In Kooperation mit der Deutschen Kinderschutzstiftung Hänsel+Gretel. Schirmpat*innen sind Oberbürgermeister Dieter Reiter, Bürgermeister Dominik Krause, Bürgermeisterin Verena Dietl und Landrat Christoph Göbel.
* Der Safe Space ist für alle Personen offen, die sich als Frauen identifizieren. Der Genderstern steht für die Vielfalt von Weiblichkeit. Non-binäre
Menschen, die sich angesprochen fühlen, sind willkommen.
Kontakt:
Kristina Gottlöber
Kontakt- und Informationsstelle für Mädchen*arbeit
IMMA e.V.
089 / 3090415-20
kristina.gottloeber@imma.de
www.sicherewiesn.de