Pressemitteilungen
Sichere Wiesn "Vorläufige Bilanz zum 188. Oktoberfest"
4. Oktober 2023
Vorläufige Bilanz zum 188. Oktoberfest
310 Mädchen* und Frauen* suchten in diesem Jahr den Safe Space der Aktion auf dem Wiesngelände auf. Damit setzt sich der Trend der ersten Wiesnwoche fort, und die Beratungszahlen bewegen sich wieder auf dem Niveau des letzten Oktoberfestes vor der Corona-Pandemie. Das schöne und warme Spätsommerwetter sorgte auch am Safe Space für weniger Einsätze als im vergangenen Jahr (2019: 299 Fälle / 2022: 450 Fälle).
Beratungsanlass (sexuelle) Gewalt
In 24 Fällen wurden heuer Mädchen* und Frauen* in der Anlaufstelle aufgrund akut erlebter Gewalt beraten. In 16 Fällen handelte es sich dabei um sexuelle Gewalt. Die Übergriffe reichten von unerwünschten Berührungen über ungewollte Küsse und „Upskirting“ bis hin zu schweren sexuellen Übergriffen. 8 Wiesnbesucherinnen waren von körperlicher Gewalt durch Fremde oder Partner betroffen. Die Zahl der Gewaltvorfälle liegt prozentual mit 8% aller Hilfesuchenden damit etwa im gleichen Bereich wie in den Vorjahren (2019 und 2022: jeweils 9%).
Gerade in diesen Fällen waren die Mitarbeiterinnen besonders gefordert. Nach einer ersten Klärung der Situation, ging es vor allem um eine individuelle Versorgung, Stabilisierung und Beratung. Auf Wunsch wurden die betroffenen Frauen* zur Anzeigeerstattung bei der Wiesnwache begleitet. Oftmals schloss sich die Organisation eines sicheren Schlafplatzes und Heimwegs sowie die Vermittlung professioneller Nachsorgemöglichkeiten an.
Zeitintensiv waren außerdem insg. 37 Fälle, in denen andere psychische Krisen Auslöser für den Beratungskontakt waren. Hierbei handelte es sich zum Beispiel um erlebte sexuelle Gewalt in der Vergangenheit, familiäre Problemlagen oder psychiatrische Vorerkrankungen. 10 Mal erlebten Wiesnbesucherinnen eine Panikattacke, die in den meisten Fällen durch die Menschenmenge und das Gedränge auf dem Gelände ausgelöst worden waren.
Weitere 11 Mal bestand ein ernstzunehmender Verdacht auf die Verabreichung von K.O.-Tropfen. Hier ist eine Steigerung im Vergleich zu den Vorjahren erkennbar. Während 2019 und 2022 bei jeweils 1% aller Klientinnen ein K.O.-Tropfen-Verdacht festgestellt wurde, war das dieses Jahr in 3% aller Beratungen der Fall (2019: 4 Fälle / 2022: 6 Fälle).
Sicher nach Hause
Neben den bereits genannten Gründen gab es zahlreiche weitere Anlässe, Hilfe am Safe Space zu suchen. Oftmals stand auch dieses Jahr die Sicherung des Heimwegs im Vordergrund. 103 Besucherinnen suchten die Anlaufstelle auf, da sie ihre Freund*innen, Partner*innen oder die Reisegruppe verloren hatten. Weitere 7 vermissten wichtige Wertgegenstände (wie Mobiltelefon, Portemonnaie, Schlüssel/Zimmerkarte etc.), die nötig waren, um sicher nach Hause oder ins Hotel zu kommen. Das Team vor Ort unterstützte die Besucherinnen mit verschiedenen Maßnahmen dabei, die verlorenen Personen, Wertgegenstände oder die Adresse des Hotels etc. wieder zu finden. Außerdem organisierten die Mitarbeiterinnen einen sicheren Nachhauseweg z.B. durch Begleitungen, Ausleihe von Geld und Kleidung oder Fahrdienste. Dank des Münchner Taxiunternehmens IsarFunk konnten zahlreiche Frauen* sicher und kostenfrei nach Hause gelangen. Ein herzliches Dankeschön dafür!
43 Mädchen* und Frauen* benötigten Hilfe aufgrund von Alkoholmissbrauch. 86 Mal kamen Klientinnen aufgrund sonstiger Anlässe in die Anlaufstelle. Manche fühlten sich überfordert von der Größe der Veranstaltung, dem Lärm und den Menschenmengen. Andere hatten beispielsweise Gewalt als Außenstehende miterlebt und benötigten Unterstützung. Wieder andere waren Freundinnen/Angehörige von Personen, die in der Aicher Ambulanz behandelt wurden und in teils großer Sorge um die jeweilige Person.
Besonders jüngere Frauen* benötigten Hilfe
235 Hilfesuchende waren heuer unter 30 Jahre alt, 35 von ihnen waren minderjährig. Die Unter-30-Jährigen machen somit 76% aller Klientinnen aus. Die jüngste Besucherin war 15 Jahre alt, die älteste stolze 89 Jahre.
Der größte Teil (39%) aller Mädchen* und Frauen* stammte aus der Landeshauptstadt oder dem Landkreis München. Weitere 28% kamen aus dem Rest von Deutschland. Nicht ganz ein Drittel machten mit 31% die Touristinnen aus dem Ausland aus. Der größte Teil stammte aus den USA (26 Frauen*), gefolgt von Australien (8 Frauen*), Italien (7 Frauen*) und Österreich (5 Frauen*). Aus England, Frankreich, Irland und Neuseeland kamen jeweils 4 Hilfesuchende zum Safe Space.
Viele Mädchen* und Frauen* fanden nicht selbst den Weg, sondern kamen über andere Dienste vor Ort zum Safe Space. So vermittelte die Aicher Ambulanz in 105 Fällen Wiesnbesucherinnen an das Team der Anlaufstelle, die Wiesnwache weitere 46.
Zahlreiche weitere Frauen* wurden von Wiesn-Besucher*innen zum Safe Space begleitet (26x), von Securities gebracht (26x) oder von sonstigem Personal auf dem Oktoberfest vermittelt (19x). Erfreulich ist auch, dass 58 Hilfesuchende selbstständig in die Anlaufstelle kamen, um Unterstützung und Beratung in Anspruch zu nehmen.
An dieser Stelle möchte sich das Team ganz herzlich für die erneut großartige Zusammenarbeit mit den verschiedenen Behörden, Organisationen und Diensten auf und rund um das Oktoberfest sowie bei den zahlreichen engagierten Einzelpersonen bedanken, die die Arbeit der Aktion und die Hilfe für Mädchen* und Frauen* unterstützen.
Ihr Pressekontakt
Kristina Gottlöber
Telefon: 089 / 3090415-20
E-Mail: kristina.gottloeber@imma.de
Eine gemeinsame Aktion von AMYNA e.V., IMMA e.V. und der Beratungsstelle Frauennotruf München.
Unterstützt wird die Aktion von der Landeshauptstadt München, dem Landratsamt München, der Münchner Wiesn-Stiftung und zahlreichen weiteren Spender*innen. In Kooperation mit der Deutschen Kinderschutzstiftung Hänsel+Gretel.
Schirmpat*innen sind Oberbürgermeister Dieter Reiter, Bürgermeisterin Katrin Habenschaden, Bürgermeisterin Verena Dietl und Landrat Christoph Göbel.
* Der Safe Space ist für alle Personen offen, die sich als Frauen* identifizieren. Der Genderstern steht für die Vielfalt von Weiblichkeit. Non-binäre Menschen, die sich angesprochen fühlen, sind willkommen.